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Erst der Schluss, dann die Einleitung!

Damit deine Arbeit perfekt wird.

Erst der Schluss, dann die Einleitung!

Wie man richtig mit dem Schreiben beginnt

Insbesondere Erstsemester und Studierende mit Studiengängen, die weniger Hausarbeiten schreiben als andere, beginnen ihre Hausarbeit in der falschen Reihenfolge. Daher fällt es vielen auch so schwer, mit dem Schreiben zu beginnen. Und damit steht ihr nicht alleine, denn mir geht es als Ghostwriter genauso. Dieses beschwerliche Gefühl, sich hinzusetzen und endlich mit dem wahrhaftigen Schreiben anzufangen, also nicht zum achten Mal einen Plan aufzusetzen, war in meiner Studienzeit, insbesondere am Anfang meines Masterstudiums, allgegenwärtig. Eigentlich hätte sich dieses Gefühl ja mit immer mehr Erfahrung legen müssen – spätestens nach der ersten großen Arbeit: der Bachelorarbeit. Nun kann ich mit Erfahrung behaupten, dass es nicht urplötzlich auf magische Weise besser wird. Ich musste mir aktiv Gedanken machen, wie ich das Problem angehe und habe mir mehrere Bücher über diese Problematik zur Brust genommen, denn lesen war für mich weniger ein Problem als das Schreiben. Nebenberuflich habe ich während des Studiums auch schon immer als Lektorin gearbeitet. Dass ich später mein Geld als Ghostwriterin verdiene, verdanke ich einer bestimmten Strategie und diese nenne ich „Volumen“.

In einem anderen Beitrag erwähnte ich bereits, dass das Planen vor dem Schreiben der Hausarbeit schon die halbe Miete ist. Dieser Schritt ist für die meisten jedoch um ein Vielfaches einfacher als das tatsächliche Beginnen mit dem eigentlichen Text. Denn beim Schreiben des Textes willst du unbedingt alles richtig machen, weil genau das bewertet wird. Deinen Plan und deine Gliederung gibst du ja nicht ab, deswegen schreibt sich das auch alles so locker. Ich habe von Studenten schon Hausarbeiten im Rohzustand geschickt bekommen, in denen sechs bis sieben Seiten Planung und Gliederung zu finden waren, aber keine zwei Seiten Text, weil ab diesem Punkt die Verzweiflung beginnt. Und genau an diesem ersten Punkt begehen die meisten schon ihren ersten Fehler:

Schreibe die Einleitung nie zuerst!

Oder besser: Schreibe die Einleitung als letztes. In einer wissenschaftlichen Hausarbeit gehst du immer wie folgt vor: Hauptteil, Fazit, Einleitung. Dass diese Methode vielen Studenten gar nicht bekannt ist, hat mich nach einiger zeit als Lektorin und Ghostwriterin schon sehr geschockt. Offenbar scheint es logisch, da man beim Lesen ja auch nicht mit dem Hauptteil beginnt, dass das Schreiben bei der Einleitung beginnen muss – du schreibst jedoch keinen Roman, sondern eine wissenschaftliche Arbeit. Und du kannst keine Einleitung über deine Hausarbeit formulieren, wenn du nicht weißt, was genau in deiner Hausarbeit vorkommen wird, denn in diesem Stadium bist du am Anfang des Schreibens noch nicht. Dir fehlen die Quellen, die du als Grundgerüst für deine Arbeit verwendest, dir fehlen Zitate, du weißt noch nicht, in welcher Reihenfolge du deine Argumente anbringst und der wichtigste Punkt ist, dass du noch nicht weißt, worauf deine Hausarbeit hinausläuft, also was du im Fazit feststellen wirst. Und hier nochmal: Du schreibst keinen Roman, sondern eine wissenschaftliche Arbeit. Der Leser möchte in deiner Arbeit nicht unterhalten, sondern unterrichtet werden. Daher ist es notwendig, dass du von Anfang an klarstellst, wie das Ergebnis deiner Hausarbeit lautet – und das ist eben nicht möglich, wenn du mit der Einleitung dein Schreiben beginnst.

Wie beginne ich den Hauptteil richtig?

Richtig beginnst du erstmal gar nichts. Du wirst das, was du am Anfang der Arbeit schreibst, am Ende deiner Schaffensphase sehr wahrscheinlich nicht mehr als wertvoll erachten und mit dieser Einstellung musst du deine Arbeit beginnen: Das, was ich am Anfang schreibe, wird am Ende sehr wahrscheinlich gestrichen. Und wenn du mit dieser Einstellung deine Arbeit beginnst, fällt es dir leichter, mutig Volumen zu generieren. Volumen nenne ich die Masse an Text, die du zum Ende deines Schaffens hin entweder in die Hausarbeit integrieren kannst oder eben rausstreichst. Nach weit über hundert Hausarbeiten kann ich behaupten, dass ich meine ersten Absätze, teilweise sogar die ersten zwei bis drei Seiten meistens nicht mit in die endgültige Arbeit einfließen lasse, weil mir auf der Reise des Schreibens einfach bessere Sachen einfallen und das Maximalvolumen einer Hausarbeit an unseren Universitäten oft nur 10-15 Seiten erlaubt, manchmal sogar inklusive Literaturverzeichnis (naja, Hauptsache: der Prof hat wenig Arbeit…). Das heißt jedoch nicht, dass du absichtlich Unsinn schreiben sollst, nur weil du nicht weißt, was du schreiben sollst. In der Planungsphase, die ich in einem anderen Beitrag beschrieben habe, hast du dir ja bereits Gedanken gemacht, was du Schreiben kannst und welche Quellen du für deine Arbeit nutzen musst. Beginne genau so, wie du dir deine Arbeit dort vorgestellt hast und versuche, so viel produktives Volumen zu kreieren wie möglich, ohne dabei daran festzuhalten, dass das jetzt alles richtig sein muss, was du schreibst. Was davon wirklich gut ist und was du rausstreichen musst, entscheidest du nicht jetzt, sondern am Ende deiner Arbeit.

Der richtige Start

Ein weiterer wichtiger Fokus beim Schreibbeginn des Hauptteils liegt in der Auswahl des Startpunkts, denn auch hier scheitern viele Studenten. Insbesondere als noch unerfahrener Student empfiehlt es sich, mit einfachen Themen zu beginnen. Du schreibst eine Hausarbeit über die Entwicklung einer Berliner Zeitung zwischen den beiden Weltkriegen? Beginne mit einer Einführung über die Autoren oder Hintergrundinformationen über die Zeitung. Du schreibst eine Bachelorarbeit über die umstrittene Eroberung von Antiochia im ersten Kreuzzug? Beginne damit, die wenigen Quellen und auch die handelnden Personen vorzustellen, über die du berichten möchtest. Und bedenke dabei immer: Nichts davon muss in der Arbeit stehenbleiben. Das wichtige ist, dass du Volumen generierst. Oft ist das der Punkt, an dem das Schreiben für Studenten zum Selbstläufer wird.

Wenn du weitere Tipps zum Schreibbeginn benötigst, mail mir einfach unter kontakt@mainzer-lektorat.de. Wir beraten dich kostenlos und du kannst uns deine Probleme genau schildern. Mir macht das Freude, wenn ich dich vor den gleichen Fehlern bewahren kann, die ich als Student gemacht habe.

Viele Grüße
Anne Michel (Mainzer Lektorat)

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